Betty Oliveros neue Musik zu
Paul Wegeners berühmten
Stummfilm „DER GOLEM“ erlebte 1998 mit Giora Feidman und dem Arditti
Quartett im Konzerthaus Wien eine spektakulär erfolgreiche Premiere,
trat als
Filmkonzert
einen weltweiten Siegeszug an und wird auch in der Adaptation als
Kammermusik-Suite
viel gespielt.
Erzählt wird die Legende vom
Prager Rabbi Löw,
der aus einem Klumpen Lehm den
GOLEM erschafft, der
mit seinen übernatürlichen Kräften die Judengemeinde rettet,
aber auch ihren Untergang heraufbeschwört, als er zu einem unkontrollierbaren
Vernichtungswerkzeug wird.
Der Film führt unterschiedliche Welten und Stil-Ebenen zusammen: die
mittelalterliche Legende
und den deutschen
Expressionismus,
das
Juden-Ghetto
und die
Renaissance-Welt
des
Kaiserhofs,
schwarze Magie
und
Frömmigkeit,
Hybris und
Zweifel, die
Wehrslosigkeit und
den
Furor des
künstlichen Wesens,
Apokalypse und Katharsis.
Der Collage-Technik des Films folgend erhalten in Oliveros Musik die verschiedenen
Charaktere und Handlungsebenen eigene musikalische Themen, den unterschiedlichen
Welten werden eigene Stil-Elemente zugeordnet , die der dramatischen Entwicklung
folgend allmählich ineinander verwoben werden.
Haupthemen der
Musik sind ein warmer, zärtlicher
Nigun, der mit dem
Moment des Lebens
verknüpft ist, das uralte jüdische
Gebet ‚Kol Nidrei’ als
ahnungsvolles Thema des mit der sakrosankten Erschaffung von Leben befaßten
Rabbi, und die
Folkore-Tänze und
Klezmelodien der rasanten
Straßenszenen.
Eingebunden in diesen Urgrund der Komposition und des Films sind die
tändelnd-frivolen oder thrillerhaft-exzessiven
Motive von
Kaiserhof,
apokalyptischer Feuersbrunst, Mord und Raserei des GOLEM.
Die
Golem-Suite Nr.1
und die
Suite "Zekhs Yiddishe Lider
und Tantz" für
Solo-Klarinette und
Streichquartett
oder
Kammerorchester
sind Adaptationen der Film-Musik und enthalten
alle den verschiedenen Charakteren und Situationen des Films zugeordneten
Hauptthemen, sind aber als eigenständige Werke konzipiert, die interpretierenden
Bezug auf die Handlung der alten Legende nehmen.
" ... der
Zauber des Abends kommt von der Musik.
Betty Olivero hat für den expressionistischen
Stummfilm-Klassiker eine wahrlich aufregende Musik erdacht.
Ohne sich unziemlich vorzudrängen,
erzählt diese Musik die alte jüdische Legende noch einmal,
verlockt, entführt, nimmt gefangen
und bringt die Mystik zum Klingen ..."
Uraufführung
im Konzerthaus Wien 1997
„ ...
Traditionelle jüdische Folklore und die Sakralmusik dse Kol Nidre verbinden
sich gleitend
mit Spielformen der Renaissance. Reizvolle Wirkungen entstehen, mit weiträumigen
Intervallen
und schönen kontrapunktischen Linien. ...
Musik der oft dunklen Klangfarben und einer exotisch schillernden Poesie.“
Die Welt
„
Betty Olivero schlägt die Brücke zwischen neu und Alt, Bild und
Ton...
Das
klassisch-moderne Streichquartett malt mit spitz flirrendenoder finster lastenden
Klängen
die Farbtöne dieser kolorierten Fassung: das nächtliche Blau,
das lichterloh brennende Rot oder
das kühl fahle Gelb. Dann wieder hechelt es dissonant, wie von Cluster-Schüben
gepeitscht,
treppauf, treppab durch die verwinkelten, verkanteten Bauten ...
Wenn
in den Ghettogassen Freilach-Stimmung ausbricht, darf der Klarinettenmeister
jubilieren und das Streichquartett zur groovenden Rhythmusgruppe werden...“
Süddeutsche Zeitung
YOUTUBE:
"Zeks Yidishe Lider un Tantz"
Suite f. Soloklarinette & Streichquartett
https://www.youtube.com/watch?v=RPlkoUaTN1Q
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