In seinen bisherigen
vier Opern
hat Luca Lombardi sich mit
philosophischen
und sozialkritischen Themen,
dem Verhältnis
des Künstlers zur Macht
auseinandergesetzt
und einen Komödienstoff vertont.
FAUST
stand für Lombardi unter dem Stichwort "Glaube
und Zweifel". Das
Libretto basiert auf einer eigenwilligen Adaptation des Goethe-Textes
ins Italienische. Ebenso wie der Text verbindet auch Lombardis
Musik lustvoll Ernsthaftes
und
Burleskes, Raffiniertes und Triviales, Volkstümliches
und Kunstvolles.
DMITRI
handelt vom Künstler als Spielball und - korrumpierbaren - Akteur
der Macht, personalisiert in der Beziehung zwischen Dmitri
Schostakowitsch und Josef Stalin,
und reflektiert Lombardis durchaus auch ambivalentes Infragestellen des
eigenen Musikmachens: "Dass
Musik wahr sein kann, impliziert, daß sie auch lügen kann."
PROSPERO
basiert auf Shakespeares "Sturm". Das von
Lombardi mitverfaßte Libretto vereint Teile von Skakespeares
Originaldialogen mit ihrer deutschen bzw. neapolitanischen
Übersetzung. Eine 'komische' Oper aus einer desillusionierten
Weltsicht, deren dennoch von Toleranz und Güte getragener Ausgang
mit Hilfe der Magie der Musik (Die Flöte des zaubermächtigen
Luftgeists Ariel ist einer der beiden instrumentalen Solostimmen)
möglich und zur Mahnung an unsere Welt der Fanatiker und
Extremisten wird. "Musik
bannt die Bösen und führt die Liebenden zusammen."
IL RE
NUDO basiert auf einem Theaterstück
des russischen Autors Jewgeni Schwarz bzw. dem Märchen "Des Kaisers neue
Kleider". Die zweiaktige
komische Kammeroper handelt von Macht, auch der usurpierten, und
Opportunismus, nicht nur in der Politik, sondern auf vielen Gebieten,
einschließlich Kunst und Musik. "Der
König ist nackt!"
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Informationen
Hörbeispiele,
Besetzung
Die Thematik von OFER,
Lombardis neuem Opernprojekt, ist mit seiner -
seit seiner Einbürgerung im Jahr 2008 -
intensiveren Beschäftigung mit der zweiten Heimat
Israel
verknüpft. Das Libretto basiert auf den Roman Eine
Frau flieht vor einer
Nachricht
des israelischen
Autors und Gewinners des Man Int. Booker Prize David Grossmann,
der vor dem Hintergrund des fortwährenden und unlösbar
scheinenden israelisch-palästinensischen Konflikts in Vor- und
Rückblenden die Geschichte mehrerer
Menschen erzählt und damit auch die Geschichte
Israels seit seiner Gründung 1948 nachzeichnet.
Doch obwohl Buch
und Oper mit Israel und seinen Nachbarn zu tun haben, sind die
behandelten Fragen sicher nicht nur auf diesen
Teil der Welt
beschränkt, sondern gelten auch für andere Länder
und
andere Zeiten – sprechen sie doch universelle Themen
der Menschheit
an.
Lombardi
beschreibt die großen
Linien
von Roman und Opernlibretto so: "Ofer
ist die Geschichte einer großen
Liebe vor dem
Hintergrund einer großen Tragödie. Das Libretto,
das
auf dem
Roman von David Grossman basiert, habe ich – mit Hilfe und
Zustimmung von
Grossman – selber verfasst. Es wird von Ora
erzählt,
von ihrer
Liebe
zu zwei Jugendfreunden
(einer von ihnen, Ilan, wird später
ihr Ehemann), vor allem aber von ihrer Liebe
zu ihrem Sohn Ofer.
Ofer meldet sich
freiwillig für einen Militäreinsatz im Westjordanland. Ora
gerät in Panik.Sie muss befürchten, dass er, nachdem er vom
Militärdienst unversehrt zurückgekehrt ist, mit seinem
freiwilligen Einsatz das Schicksal herausfordert, so dass diesmal
Militärs vor der Tür ihrer Wohnung stehen könnten, um
ihr die Nachricht von seinem Tod zu bringen. Sie flüchtet in
magisches Denken: Solange sie nicht zu Hause ist, kann die Botschaft
nicht überbracht werden, kann Ofer nicht tot sein. Ihre Flucht
soll ihn schützen. Auf die Wanderung im Norden des Landes nimmt
sie den anderen Jugendfreund, Avram, mit, der, wie allmählich klar
wird, der leibliche Vater Ofers ist. Avram war Soldat im Sechstagekrieg
und ist von seiner Gefangenschaft in Ägypten körperlich und
seelisch tief gezeichnet zurückgekehrt.
Die
Wanderung bzw. die „Flucht“
ist gleichsam ein magischer
Abwehrzauber, zugleich ist sie Erinnerungsreise, Gesprächstherapie
und Erzählweg... "
Das Projekt ist in mehrfacher
Hinsicht Neuland
für Lombardi: nachdem er bei früheren Opern-Libretti nur als
Co-Autor mitgewirkt hatte, schrieb er für OFER zum ersten Mal das Libretto in
italienischer Sprache selbst.
Dann ließ er es ins Hebräische
rück-übersetzen und komponiert zum
ersten Mal auf der
Grundlage eines hebräischen
Textes.
Ausführliche Informationen
Besetzung, Audio, Video